Aus Balgach wird ein Kreis
Am 10. März 1803 tritt die Mediationsakte - so heisst die neue Verfassung - in Kraft. Der Staat, der auf ihr basiert, hört von nun an auf den Namen Confoederatio Helvetica oder Schweizerische Eidgenossenschaft. So wird die Schweiz nach Vorbild der französischen Verfassung und des Code Napoléon neu aufgebaut. Die Kantone erhalten neue Grenzen, von denen die meisten heute noch gelten. Aus dem helvetischen Kanton Säntis wird der Kanton St. Gallen in seiner heutigen Gestalt. Das Rheintal wird zu einem Bezirk mit acht Kreisen. Einer davon ist Balgach.
Kaum Rechte für die Armen
Die Mediationsakte ist ein Kompromiss zwischen den liberalen Postulaten der Helvetik und den Werten der alten Herrscher. Bürgerrechte sind an Vermögen geknüpft: Nur wer mindestens 200 Franken versteuert, darf sie wahrnehmen. Und für einen Sitz im Gemeinderat kandidieren kann nur, wer mindestens 500 Franken Steuern zahlt. Auch wer ein Amt ausüben will, muss ein gewisses Steueraufkommen vorweisen. So wird die Gemeindepolitik weiterhin von gut verdienenden Bürgern ausgeübt, die kaum auf die Belange der ärmeren Bevölkerungsschichten achten. Und die wiederum hat keine Chancen, um ihre Situation auf politischem Weg zu verbessern.
In Balgach werden in dieser Periode verschiedene neue Gesetze eingeführt, die sich hauptsächlich gegen Herumtreiberei, Störungen beim Gottesdienst und gegen Vandalenakte richten. Auch kleine Vergehen werden nun gebüsst. Die Möglichkeit, sich vom Zehnten loskaufen zu können, erscheint zunächst als grosser Fortschritt. Doch der Preis dafür ist hoch. Für den trockenen Zehnten - die Getreideabgabe also - müssen die Bauern das 18-Fache des mittleren Ertrags der letzten 24 Jahre hinlegen. Desillusioniert verzichten die meisten auf die Befreiung vom Zehnten.
Bild: Die Grenzen der Kantone gemäss der Mediationsakte.