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Das Dorf verändert sich

1890 - 1910
Die Industrialisierung hat in Balgach erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten bewirtschaften die Menschen nicht nur den Boden, sondern gehen einem Nebenerwerb nach, der für die Familien immer existenzieller wird und im Dorf einen immer höheren Stellenwert gewinnt. Balgach beginnt sich zu wandeln. Die Lebensweise der Bürgerinnen und Bürger verändert sich, und auch das Dorfbild nimmt ein neues Gesicht an. Der hohe Stellenwert der Stickerei führt im Dorf zu baulichen Veränderungen. Neben den seit etwa 1880 bestehenden kleinen Sticketablissements, lässt der zunehmende Erfolg der Heimstickerei ganz neue Haustypen entstehen. Bauernhäuser werden um ein Sticklokal erweitert oder es werden ganz neue spezielle Stickerhäuser errichtet.

Die Dorfbevölkerung wächst
Mit dem Einzug der Fabriken beginnt sich zudem die lokale Wirtschaft zu diversifizieren. Zu den Bauern und Stickern stossen weitere Berufsleute, die aufgrund der Industrialisierung der Arbeit nach Balgach gelockt werden: Buchhalter, Fergger, Techniker, Monteure, Chauffeure, Heizer und Dienstmägde. Das Einwohneramt verzeichnet immer mehr Zuzüger. 1910 erreicht der industrielle Aufstieg seinen Höhepunkt. In den zehn Jahren seit seinem Beginn ist die Dorfbevölkerung um 27 Prozent auf 2200 Einwohner gewachsen. 11,3 Prozent sind Ausländer, zumeist Italiener aus dem Südtirol. Die Entwicklung ruft nach einer Anpassung der dörflichen Infrastrukturen, an der seit der französischen Besetzung kaum mehr gearbeitet worden ist.


Bild: Die ehemalige Stickereifabrik Rüdisühli in Balgach.
Textilfabrik Rüdisühli Balgach