Der Wandel der Landwirtschaft in Balgach
Bis ins 19. Jahrhundert ist die Landwirtschaft im Rheintal mittelalterlich geführt. Der Boden gehört meist nicht den Bauern, sondern einer Obrigkeit wie dem Landvogt oder dem Abt, dem die Bauern den Zehnten schulden. Erst nach 1800 dürfen die Bauern Grundeigentümer werden und sich, so sie es vermögen, vom Zehnten loskaufen. Dieses feudale System stösst bereits im Lauf des 18. Jahrhunderts an seine Grenzen. Die Bevölkerung ist im Wachsen begriffen, aber der Boden wächst nicht mit und darf auch nicht aufgeteilt werden. Die Landwirtschaftsfläche wird zunehmend knapper, laugt schneller aus und kann die Bedürfnisse der Bevölkerung immer weniger decken. Immer wieder kommt es zu Hungersnöten.
Die Allmend wird aufgeteilt
Schliesslich müssen die Dörfer auf Grundstücke ausweichen, die von der Allgemeinheit genutzt werden und gemäss den damaligen Vorschriften unteilbar sind. Im mittleren Rheintal steht das Isenriet zur Diskussion. Dessen Auf- und Zuteilung sorgt im 18. Jahrhundert für einen lang anhaltenden Konflikt unter den Rheintaler Gemeinden. 1771 kann die Allmend endlich aufgeteilt werden. Die Massnahme ermöglicht die ersehnte Ausdehnung des Anbaugebietes. Der Ackerbau und vereinzelt auch die Viehzucht können intensiviert werden. Auch Obst wird vermehrt angebaut. Entscheidend aber ist, dass neue Kulturpflanzen hinzukommen, insbesondere Mais. Das so genannte Türkenkorn wird so erfolgreich angebaut, dass man die produzierten Überschüsse in die benachbarte Herrschaft Sax und den Kanton Appenzell exportieren kann.
Bild: Der Bauernhof Neugrüt in den 1950er-Jahren.