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Krieg, Hungersnöte und Seuchen

1600 - 1700
Wie in allen Kriegen, ist es die Zivilbevölkerung – vor allem auf dem Land – die am meisten unter dem dreissigjährigen Krieg zu leiden hat. Der Krieg ist nicht nur von Plünderungen, sondern auch von Seuchen begleitet. Nach einer Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern auf dem Boden des heutigen Graubündens im Jahr 1620 treiben zahlreiche Leichen den Rhein hinunter, die im ganzen Rheintal an Land geschwemmt werden. Hunde, die an den verwesenden Körpern nagen, erkranken an Tollwut, greifen Menschen und Tiere an und verbreiten schwere Krankheiten. Weil sich in diesem Krieg zwei katholische Parteien bekämpfen, fühlen sich viele Protestanten in ihrer Ansicht bestätigt, wonach die Katholiken an allem Elend der Zeit die Schuld trügen.

Hinzu kommt, dass das 17. Jahrhundert durch verheerende Unwetter und Kälteperioden gekennzeichnet ist, die als "Kleine Eiszeit" in die Geschichte eingehen. Die Ernteausfälle sind deshalb besonders gross. Der Mangel an Nahrungsmitteln, verursacht durch Missernten und Plünderungen, gipfelt in Hungersnöten und rasant wachsender Armut. Das Rheintal muss sein Getreide auf dem Markt in Lindau beziehen. Die Ware wird per Schiff über den Rhein angeliefert. Manche Schiffe werden – vor allem während des Krieges – schon auf dem Bodensee von Piraten gekapert und erreichen das Rheintal nie. Tausende von Einwohnerinnen und Einwohnern des Rheintales verlieren in Folge von Hunger und Krankheiten das Leben.


Bild: Soldaten plündern einen Bauernhof. Bild von Sebastian Vrancx aus dem Jahr 1620.
Plünderung eines Bauernhofs